28. Februar 2012

Tibetsche Neujahrsfeier 2012

Wir schreiben das Jahr des Wasser-Drachens. Die Losar-Aufführung im tibetischen Kloster Rabten Chöling im Welschland vom 25. Februar ist bereits wieder Geschichte.

Für das neue Repertoire haben die Kinder sechs neue Lieder sowie vier neue Tänze gelernt. Ihre Arbeit wurde mit viel Applaus und dem Segen von Lama Gonsar Rinpoché, dem Abt des Klosters, belohnt.

Für den Flyer haben wir kurzerhand Disney’s Drachen Mushu aus „Mulan“ in „Saturday Night Live“ Pose gekidnappt.

Die Tänze und Lieder zeigen ein Querschnitt durch die gesamte tibetische Musiklandschaft von Klassisch bis Modern und Querbeet durch die drei historischen Provinzen, die das Hochland von Tibet ausmachen.

Wir bedanken uns bei allen Mönchen und Nonnen sowie den Studentinnen und Studenten für ihre Gastfreundschaft. Unser besonders inniger Dank gilt den beiden Lamas von Rabten Chöling, dem Ehrwürdigen Gonsar Rinpoché sowie dem Ehrwürdigen Rabten Yangsi Rinpoché.


Als Zeichen der Wertschätzung überreicht der Ehrwürdige Lama Gonsar 
Rinpoché den Kinder Khatas
Lamas sind die Helden der tibetischen Gesellschaft. Sie setzen sich uneigennützig und unermüdlich für das Wohl aller Lebewesen ein. Die Menschen verehren sie deshalb und begegnen ihnen mit Hochachtung. Allen voran natürlich der international bekannteste unter ihnen, der Dalai Lama :--)


Als Zugabe präsentiert TibKids Jelyong - "Wir werden uns wiedersehen"

Die Tanzvideos sind in Bearbeitung. Wir hoffen, sie möglichst rasch ins Netz stellen zu können - bleibt dran! Wir wünschen allen ein glückliches, neues Jahr.

Tashi Deleg!


TibKids Tanzprogramm Losar 2012

21. Februar 2012

Guthug - Tibetische "Silvestersuppe"

Zwei Tage vor Beginn des Neujahrs, das dieses Jahr auf den 22. Februar fällt, isst man in vielen tibetischen Haushalten auf der ganzen Welt dasselbe in Grün: Die traditionelle “Silvester-Suppe” genannt Guthug. Wörtlich bedeutet es eigentlich “Neuner Suppe”, da sie am 29. Tag des letzten Monats im alten Jahr gegessen wird (ein tibetischer Monat hat immer 30 Tage).

Unser Grosi Néné bringt uns bei, wie man eine tibetische Silvestersuppe für 4 Personen kocht. Dazu braucht man:

Fertige Guthug; im Löffel ein symbolischer
"Weder Fisch noch Vogel"
Für die Suppe
 Öl
1 Zwiebel
1.5 l Gemüsebouillon

Für die Einlage
750 g Mehl
Etwas Wasser
2 Blöcke gefrorener Blattspinat
1 kleiner Rettich

Für die Füllung der Teigbällchen
1 Papierschipsel
Kleines Stück Watte
Kleines Stückchen Holz (von einem Zahnstocher oder so)
1 Rettichstückchen
Kleiner Krumen Kohle oder etwas ähnliches
1 Kieselstein (oder 1 Kaffeelöffel Salz)
1 Kaffeelöffel Tsampa oder etwas ähnliches

Als Erstes die Einlage vorbereiten: Spinat zerkleinern, Rettich in dünne Scheiben schneiden. Danach Mehl in eine Schüssel geben und mit etwas Wasser zu einem geschmeidigen Teig kneten. 15 kleine Teigbällchen, jedes halb so gross wie ein Pingpong Ball, vom Hauptteig wegklauben und bei Seite stellen.

Teigbällchen im vordern Teil vom Tablar. Im 
hinteren Teil die Teigstücken à la Gnocchi sardi
Den Rest vom Teig ebenfalls in kleine Teigbällchen zerlegen und diese dann zwischen den Handflächen zu Schlangen rollen von ca. 1 cm Durchmesser (je dicker, desto länger die Kochzeit). 

Dann kleine Stückchen von der Teigschlange abzupfen etwa so gross wie „Gnocchi sardi“ und auf eine bemehlte Fläche geben. So fortfahren bis der gesamte Teig aufgebraucht ist. Das ist der Hauptbestandteil der Einlage.

Dann kommen die 15 Teigbällchen dran. Diese machen aus einer normalen tibetischen Suppe (Thugpa) erst eine Silvestersuppe: In jedes der Teigbällchen werden die oben aufgelisteten Dinge hinein geknetet, die je eine symbolische Bedeutung haben.


  1. Papier: Du bist manchmal etwas flatterhaft
  2. Watte: Du hast ein reines Gewissen
  3. Holz:  Du bist nicht so flexibel, eben starr wie Holz
  4. Rettich: Du furzst gerne :--)
  5. Kohle: Du bist gerne mal gemein
  6. Stein: Du bist eher faul, kriegst dein Hinterteil nur schwer hoch :--)
  7. Tsampa: Du bist manchmal leicht zu beeinflussen (ähnlich wie beim Papier)
Teigbälle 8 bis 15 haben keine Füllung, sondern werden in die besagte Form geknetet und haben ebenso symbolische Bedeutung:

  • Sonne: Du bist ein Sonnenschein
  • Mond: Du bist cool
  • Teppich: Du hast es gern gemütlich
  • Dornenkranz: Du kannst manchmal kratzbürstig sein
  • Schöpflöffel mit dem krummen Hals: Du bist ein Faulenzer
  • Weder Fisch noch Vogel (s. Bild): Du weisst nicht so recht, was du willst
  • Dickbauch (längliches Stück Teig mit einem dickeren Ende): Du bist immer hungrig
  • Glückstopf: Dir wird es im Leben an nichts mangeln
Nun die Zwiebeln anbraten, danach mit Gemüsebouillon ablöschen und den geschnittenen Rettich dazugeben, danach die Teig-Einlage und zuletzt den Spinat hinzufügen. Alles ca. 10 Minuten kochen. Die Suppe ist gar, wenn die Teigklümpchen an die Oberfläche driften.

Teigbällchen driften nach oben: Die Guthug ist bereit zum Verzehr!
Beim Servieren kommt der Gag: Wer hat den Rettich bekommen? Wer die Kohle? Wer die Watte? Die gefüllten Teigklösse im Teller auf keinen Fall essen, sondern herausfischen und vor den Augen aller halbieren, damit jeder sieht, wer was bekommen hat. Es ist besonders lustig, wenn jemand, das bekommt, was er vermeintlich „wirklich ist“ :--) 

Unsere Guthug Variante ist vegetarisch. Man kann seine Guthug aber natürlich auch mit Fleischstückchen drin zubereiten. Dazu das Fleisch einfach kleinwürfeln und nach der gehackten Zwiebel mitanbraten.

Die tibetische Silvestersuppe schmeckt an einem kalten Winterabend besonders lecker.

Viel Spass und en Guete mitenand!

Wer ist ein "Sonnenschein"? Wer ein
Faulenzer?



12. Februar 2012

Dilemma: Tibetisches Neujahr - feiern oder nicht feiern?


Die ohnehin besorgniserregende Lage in Tibet ist in letzter Zeit besonders prekär geworden. Aus Protest gegen die Unterdrückung begehen die Menschen rituelle Selbstverbrennungen oder demonstrieren auf der Strasse und riskieren damit, von den Sicherheitskräften verhaftet oder sogar getötet zu werden.

Die exiltibetische Verwaltung in Indien hat deshalb als Geste der Pietät und Solidarität zum Verzicht auf das Neujahrsfest (Losar) aufgerufen.

Wir sind im Zwiespalt: Sollen wir das Neujahr feiern, als ob nichts geschieht? Oder sollen wir trauern und Losar unbeachtet vorbeiziehen lassen? 

Zum einen sind wir emotional solidarisch mit den Opfern der Gewalt. Zum andern ist aber gerade die Losar-Feier eine der ganz wenigen Gelegenheiten im Jahr, wo die Kinder lebendiges tibetisches Brauchtum erleben können:

Man stellt Wochen vorher zusammen einen ganzen Tag lang Backwaren her, die es nur zum Neujahr gibt – da herrscht genau so eine heimelige und wohlige Stimmung wie beim Guezle für Weihnachten; am Neujahrstag zieht man tibetische Kleider an, die sonst das ganze Jahr über unbeachtet im Schrank hängen; man bereitet traditionelle Speisen und Getränke zu; man gibt sich Mühe mit der Sprache und versucht, sich an diesem einen Tag ausschliesslich auf Tibetisch zu verständigen; ältere Semester tragen traditionelle Volkslieder vor und schwingen das Tanzbein; Jüngere imitieren die neuesten Volksschlager und Poplieder aus Tibet.

Der Neujahrstag stellt kurz gesagt gelebte, tibetische Identität dar für Jung & Alt. Diesen einen Tag im Jahr komplett zu kippen, kann deshalb auch kontraproduktiv sein.

TibKids hat das Dilemma thematisiert. Die Kinder diskutieren Pro & Kontra und entscheiden dann, am Tanzprogramm für das Neujahr festzuhalten. Nicht weil ihnen die Menschen in Tibet gleichgültig sind, sondern weil sie mit ihren Liedern und Tänzen gerade die Werte zu leben versuchen, für die die Menschen in Tibet manchmal mit dem Leben bezahlen müssen.

Zudem findet die Vorführung in einem tibetischen Kloster statt, also auf heiligem Boden. Man macht nicht einfach nur spasseshalber Party, sondern offeriert die Darbietung den drei Juwelen: Buddha, seiner Lehre sowie der Sangha (buddhistische Gemeinschaft von Mönchen und Nonnen).

Hut ab, Kids, ihr seid mutig.

Psychologisch gesehen ist euer Entscheid zudem klug: Damit tibetische Kultur auch in der dritten Generation eine Chance hat, sollte sie bewusst mit positiven Impulsen verbunden werden.

Mögen alle Wesen mit Glück und den Ursachen von Glück gesegnet sein!